Wie kann die geistige Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter erhalten bleiben? Welchen Einfluss haben dabei geistiges und körperliches Training? Wie lässt sich erreichen, dass auch ältere Menschen in der Lage sind, sich sowohl in spezifischen Bereichen wie beispielsweise dem Erinnerungsvermögen als auch in ihrer allgemeinen Denkfähigkeit zu verbessern? Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz wollen in Kooperation mit der Universitätsmedizin Rostock, der Sporthochschule Köln und der Universitätsklinik Köln die mechanistischen Grundlagen der im Alter abnehmenden Fähigkeit für geistige Transferleistungen in einer großen Multicenter-Studie untersuchen. Ziel der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund einer Million Euro geförderte Studie „AgeGain“ ist es, effektivere Trainingsmethoden entwickeln zu können. Die Studie ist Anfang des Monats gestartet und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Es werden noch interessierte, über 60 Jahre alte Studienteilnehmer gesucht (Anmeldung für die Universitätsmedizin Mainz an Bianca Kollmann, E-Mail: trainingsstudie-ps@unimedizin-mainz.de , Tel.: 06131-177010; Ansprechpartner für die anderen Studienstandorte siehe unten).
Mit zunehmendem Alter droht ein Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit. Eine vielversprechende Methode, um diesem Prozess entgegenzuwirken, ist ein geistiges Training. Bis ins hohe Alter sind sogar deutliche Leistungssteigerungen in den trainierten Aufgaben möglich. Die zentrale Herausforderung besteht für ältere Menschen darin, die durch Training in bestimmten kognitiven Übungen erzielten Verbesserungen erfolgreich auf andere Bereiche des Denkens übertragen zu können. Die Fähigkeit dazu nimmt im Alter deutlich ab, ist jedoch wichtig, um den Alltag leichter bewältigen zu können. Das eigentliche Ziel der spezifischen Trainings besteht daher in einer gesteigerten Fähigkeit zu geistigen Transferleistungen.
Zentraler Forschungsgegenstand der Multicenter-Studie „AgeGain“ sind die mechanistischen Grundlagen der Transferabnahme im Alter. Die Wissenschaftler wollen ergründen, ob und gegebenenfalls wie sich der Transfer durch geistiges oder körperliches Training positiv beeinflussen lässt. Ziel der Studie ist es, effektivere Trainingsmethoden entwickeln zu können. Darüber hinaus wird mithilfe von komplexen statistischen und bioinformatischen Techniken auf Basis der Studiendaten ein Wert zur Vorhersage von erfolgreichem Transfer entwickelt.
An der Multicenter-Studie beteiligt sind Forscher um Studienleiter Univ.-Prof. Dr. Andreas Fellgiebel, Leiter Forschungsschwerpunkt Altern und Neurodegeneration und PD Dr. Oliver Tüscher, an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, sowie Forscherteams von Prof. Harald Binder, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin Mainz, von Prof. Stefan Teipel von der Universitätsmedizin Rostock, von Prof. Dr. Heiko Strüder und Dr. Andreas Mierau von der Deutschen Sporthochschule Köln sowie von Prof. Dr. Alexander Drzezga von der Universitätsklinik Köln.
Im Rahmen der Studie „AgeGain“ wollen die Forscherteams rund 200 Personen ab einem Alter von 60 Jahren untersuchen. Alle Studienteilnehmer erhalten drei umfangreiche neuropsychologische Untersuchungen. Diese dienen dazu verschiedene Bereiche der Denkfähigkeit wie beispielsweise Gedächtnis oder Aufmerksamkeit zu bestimmen. Darüber hinaus nehmen alle Teilnehmer an einem vierwöchigen Training der Denkfähigkeit teil, und es finden jeweils zwei bildgebende Untersuchungen des Kopfes mittels Magnetresonanztomographie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) statt. Zur Bestimmung von genetischen Faktoren, die mit der Denkfähigkeit und dem Lernen im Zusammenhang stehen, erfolgen zudem Blutentnahmen.
Studienteilnehmer im Zentrum Köln erhalten zusätzlich ein körperliches- und koordinatives Training. Neben den genannten rund 200 Studienteilnehmern sollen rund 30 Kontrollpersonen eingeschlossen werden, die ausschließlich eine dreimalige neuropsychologische Untersuchung erhalten. Jeder Studienteilnehmer erhält nach Abschluss der Studie eine Aufwandsentschädigung (150 Euro für jeden Studienteilnehmer, 50 Euro für jede Kontrollperson) sowie, falls gewünscht, einen kurzen Bericht über die geistige Leistungsfähigkeit und die Ergebnisse der Aufnahmen des Kopfes.
Eine Basis für die nun gestartete Multicenter-Studie „AgeGain“ ist eine andere, bereits abgeschlossene Studie von Professor Fellgiebel aus Mainz. Diese konnte zeigen: Nach einem intensiven Training der geistigen Leistungsfähigkeit und deutlichen Verbesserungen in allen trainierten Aufgaben erbrachten nur 20 Prozent der älteren Studienteilnehmer auch tatsächlich Transferleistungen. Wie Fellgiebel und Kollegen durch eine spezielle Bildgebungsmethode nachweisen konnten, resultierte dies aus einer besseren Vernetzung der beiden Hirnhälften – die individuelle Intelligenz der Probanden konnte die Transferfähigkeit dabei nicht voraussagen.
Weitere Informationen:
Studienleiter:
Univ.-Prof. Dr. Andreas Fellgiebel
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
E-Mail: andreas.fellgiebel@unimedizin-mainz.de
Studienkoordinator:
Dr. Dominik Wolf
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
E-Mail: dominik.wolf@unimedizin-mainz.de
Ansprechpartner für Studieninteressenten:
Interessenten aus Mainz:
Bianca Kollmann, M. Sc. Psychologie
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
E-Mail: trainingsstudie-ps@unimedizin-mainz.de,
Tel.: 06131-177010
Interessenten aus Rostock:
Esther Lau, Psychologisch-technische Assistentin
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin
Universitätsmedizin Rostock
E-Mail: esther.lau@dzne.de, Tel.: 0381-4949485
Interessenten aus Köln:
David Riedel, M. Sc. Sportwissenschaften
Deutsche Sporthochschule Köln
E-Mail: agegain@dshs-koeln.de, Tel.: 0221 4982-7181
Pressekontakt
Barbara Reinke,
Stabsstelle Kommunikation und Presse, Universitätsmedizin Mainz
Telefon 06131 17-7428, Fax 06131 17-3496,
E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de