Universitätsmedizin Mainz wirbt erfolgreich Fördergelder aus dem Innovationsfonds ein – innovative Projekte in den Bereichen Orthopädie, Rheumatologie, Lebererkrankungen und Arzneimittelsicherheit bei Kindern werden gefördert
Für die Entwicklung neuer Versorgungsformen im Gesundheitswesen erhält die Universitätsmedizin Mainz rund 10 Millionen Euro Fördergelder aus dem Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Gleich drei Anträge der Universitätsmedizin Mainz konnten die Gutachter überzeugen. Ein Projekt zielt auf eine bessere Versorgungsqualität bei Hüft- und Knieendoprothesen ab. Weitere Fördergelder werden für eine Verbesserung der rheumatologischen Versorgung bereitgestellt. Im dritten Projekt soll die Früherkennung der sogenannten asymptomatischen Leberzirrhose optimiert werden. Ein viertes Projekt, bei dem die Universitätsmedizin Mainz als Partner beteiligt ist, hat die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen zum Gegenstand. Die Gesamtfördersumme aller Projekte mit Mainzer Beteiligung beträgt rund 20 Millionen Euro, etwa 10 Millionen davon sind der Mainzer Anteil. Insgesamt wurden durch den Innovationsfonds in der aktuellen Förderperiode 2016 225 Millionen Euro Fördergelder für neue Versorgungsformen vergeben, 29 Projekte werden bundesweit gefördert.
„Universitätsklinika sind aufgrund ihrer umfassenden medizinischen Leistungsfähigkeit und ihrer interdisziplinären Strukturen prädestiniert, bestehende Versorgungsstrukturen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die hohe Förderung durch den Innovationsfonds des Bundes ist ein großer Erfolg für die Universitätsmedizin Mainz, unterstreicht sie doch sehr deutlich unsere Innovationsfähigkeit“, betont die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon. „Wir verstehen dies als unbedingten Auftrag, weiter konsequent innovative Versorgungsformen auf den Weg zu bringen, von denen Patienten in ganz Rheinland-Pfalz und darüber hinaus profitieren werden.“
„Bei der Entwicklung neuer Versorgungsformen ist die fundierte wissenschaftliche Begleitung und Evaluation unverzichtbar“, unterstreicht der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann. „Hierfür haben wir als universitärer Standort mit unserem Dreiklang aus Krankenversorgung, Forschung und Lehre die besten Voraussetzungen. Den beteiligten Medizinern und Wissenschaftlern, die mit großem Engagement und Kreativität Anträge vorbereitet haben, gilt unser besonderer Dank.“
Der G-BA hat den Auftrag, neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und Versorgungsforschungsprojekte, die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung ausgerichtet sind, zu fördern. Die gesetzlich vorgesehene Fördersumme für neue Versorgungsformen und Versorgungsforschung beträgt in den Jahren 2016 bis 2019 jeweils 300 Millionen Euro. 225 Millionen Euro davon sollen für die Förderung neuer Versorgungsformen verwendet werden, 75 Millionen Euro für die Förderung der Versorgungsforschung. Welche Projekte im Bereich der Versorgungsforschung gefördert werden, ist noch nicht bekannt.
Die Projekte im Einzelnen:
PROzessoptiMierung durch interdisziplinäre, SEktorübergreifende und ganzheitliche Versorgung am Beispiel von Hüft- und Knieendoprothesen (PROMISE)
Der Einsatz von jährlich rund 400.000 Hüft- und Knieendoprothesen gehört aufgrund des demographischen Wandels zu den häufigsten in Deutschland durchgeführten Operationen. Wichtigste Indikation ist die Arthrose, die weltweit häufigste Gelenkerkrankung. Der Prozess insgesamt weist derzeit verschiedene Schwächen auf – etwa im Bereich OP-Indikation, bei der Identifizierung relevanter Begleiterkrankungen oder der Nachsorge. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des PROMISE-Projekts, einen Best Practice-Leitfaden für einen optimierten und standardisierten Gesamtversorgungsprozess bei Gelenkerkrankungen zu entwickeln. Dieser Leitfaden soll in die Regelversorgung Einzug halten und sich auf andere Regionen übertragen lassen. Er soll etwa die Sicherheit der operativen Eingriffe erhöhen und dazu beitragen, Komplikationen weitgehend zu vermeiden. Das PROMISE-Projekt wird durch den Leiter Orthopädie und Rheumaorthopädie des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie, Univ.-Prof. Dr. Philipp Drees, fachlich vertreten. Wichtiger Partner ist das Institut für Physikalische Therapie, Prävention und Rehabilitation unter Leitung von Dr. Ulrich Betz. Das Interdisziplinäre Zentrum Klinische Studien (IZKS) ist neben dem Projektmanagement für die Bereitstellung der geeigneten Software-Lösung für die Steuerung der Versorgungsprozesse verantwortlich.
Folgende Partner sind an PROMISE beteiligt:
- Universitätsmedizin Mainz (Konsortialführer)
- Vulpius Klinik Bad Rappenau
- GPR Gesundheits- und Pflegezentrum Rüsselsheim
- MEDIAN Kliniken GmbH
- Klaus-Miehlke-Klinik Wiesbaden
- ACURA Rheumazentrum Bad Kreuznach
- Ambulantes Rehazentrum Mainz-Mombach
- Techniker Krankenkasse Landesvertretung Rheinland-Pfalz
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Rheuma-Liga, Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
Verbesserung der rheumatologischen Versorgungsqualität durch koordinierte Kooperation „Rheuma-VOR"
Rheumatische Gelenkentzündungen betreffen circa zwei Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung. Das wohl gravierendste Problem ist, dass von dem Auftreten der ersten Anzeichen bis zur endgültigen Diagnose Rheuma oft zu viel Zeit vergeht. Denn durch einen frühestmöglichen Therapiebeginn lassen sich erheblich bessere Behandlungseffekte erzielen. So ist eine frühe Diagnose entscheidend, um Patienten nicht nur Schmerzen und Funktionseinschränkungen zu ersparen, sondern auch um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und Arbeitsunfähigkeitszeiten zu verkürzen. Das Projekt „Rheuma-VOR“ zielt auf die Frühdiagnose von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ab. Aufbauend auf den Erfahrungen des rheinland-pfälzischen Rheumanetzwerkes ADAPTHERA soll in dieser neuen Versorgungsform durch „koordinierte Kooperation“ zwischen Hausärzten, Fachärzten und Patienten die Frühdiagnose entzündlich-rheumatischer Erkrankungen in drei Bundesländern (Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Saarland) optimiert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich bundesweit ausdehnen und auf andere Krankheitsbilder mit ähnlichen Versorgungsengpässen übertragen. Projektleiter ist der Leiter des Schwerpunktes Rheumatologie und Klinische Immunologie der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Univ.-Prof. Dr. Andreas Schwarting.
Folgende Partner sind an Rheuma-VOR beteiligt:
- Universitätsmedizin Mainz (Konsortialführer)
- Medizinische Hochschule Hannover
- Universitätsklinikum des Saarlandes
- Rheumazentrum Niedersachsen
- Rheumazentrum RLP/ ACURA Kliniken Rheinland-Pfalz AG
- Rheumazentrum Saarland
- KV-Rheinland-Pfalz, KV-Niedersachsen und KV-Saarland
- Deutscher Hausärzte-Verband Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., Saarländischer Hausärzte-Verband e.V., Niedersächsischer Hausärzteverband
- Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband, Landesverbände Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Saarland
- Gesundheitsökonomie Leibniz Universität Hannover
- Deutsches Rheumaforschungszentrum, Berlin
SEAL – Strukturierte Früh-Erkennung einer Asymptomatischen Leberzirrhose in Rheinland-Pfalz und im Saarland
Eine zu späte Diagnose gilt auch bei der Leberzirrhose als problematisch. In der Regel wird sie erst dann diagnostiziert, wenn Komplikationen auftreten. Rechtzeitig erkannt ließe sich in vielen Fällen ein Voranschreiten der Erkrankung verhindern und der Entwicklung von Komplikationen vorbeugen. Doch aktuell fehlt es an einem strukturierten Diagnosepfad für Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen. Eine bessere Frühdiagnose bei Leberzirrhose ist das Ziel des Projekts „SEAL“. Zu diesem Zweck wollen die beteiligten Wissenschaftler herausfinden, inwieweit ein beim Hausarzt während der Check-Up-Untersuchung durchgeführtes Leberwert-Screening dazu beitragen kann, die Frühdiagnose von Leberzirrhose zu verbessern. Die auf Basis des Leberwert-Screenings diagnostizierten Betroffenen sollen in einen strukturierten Versorgungskreis übernommen werden. Das Projekt SEAL wird vom Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Univ.-Prof. Dr. Peter Galle, gemeinsam mit Dr. Marc Nguyen-Tat vom Cirrhose Centrum Mainz (CCM) geleitet.
Folgende Partner sind an SEAL beteiligt:
- Universitätsmedizin Mainz (Konsortialführer)
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Universitätsklinikum des Saarlandes
- AOK Rheinland-Pfalz/Saarland
- Deutscher Hausärzte-Verband Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., Saarländischer Hausärzte-Verband e.V.
- Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (bng)
Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Arzneimitteln durch Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit – KiDSafe
Kinder sind bei der Versorgung mit Arzneimitteln im Hinblick auf deren Sicherheit und nachgewiesener Wirksamkeit benachteiligt. Denn viele Arzneimittel sind für Kinder entweder nicht zugelassen oder es fehlen kindgerechte Arzneiformen. So erhalten Kinder mangels Alternativen oft nur für Erwachsene zugelassene Medikamente – im Fachjargon heißt dies „off-label use“. Es hat sich darüber hinaus gezeigt, dass Kinder besonders anfällig für unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind, insbesondere wenn sie Medikamente ohne entsprechende Zulassung erhalten. Ziel des Projekts „KiDSafe“ ist es, diese Problematiken mithilfe einer kontrollierten Behandlung zu reduzieren. Zentraler Anspruch ist es, die behandelnden Kinder- und Jugendärzte insbesondere vor der Verabreichung von Medikamenten, die für die Patientengruppe nicht zugelassenen sind, systematisch zu informieren. Im Ergebnis sollen unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Medikationsfehler sinken. Der Leiter dieses Projekts ist der Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, Univ.-Prof. Dr. Fred Zepp. Es wird in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) durchgeführt.
Folgende Partner sind an KiDSafe beteiligt
- Universitätsklinikum Erlangen (Konsortialführer)
- Universitätsmedizin Mainz
- Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut (IKP Stuttgart)
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
- Universitätsklinikum Würzburg
- Universitätsklinikum Leipzig
- Universitätsklinikum Aachen
- Universität Leipzig
- BIPS Bremen
- Kooperationspartner: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
- Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA)
Weitere Informationen:Pressemitteilung des VUD:
„14 aus 29: Universitätsklinika überzeugen den Innovationsausschuss“Pressemitteilung des Universitätsklinikums Saarland zum Projekt SEAL:
"Ziel: Bessere Frühdiagnose bei Leberzirrhose - Universitätsklinikum des Saarlandes und Universitätsmedizin Mainz erhalten Fördermittel aus dem Innovationsfonds Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse:
Innovationsfonds: Rheinland-Pfälzisches Projekt PROMISE wird gefördert
Pressekontakt Oliver Kreft,
Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz,
Telefon 06131 17-7424, Fax 06131 17-3496,
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Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter
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